Liederhalle Stuttgart • Mozart-Saal

Samstag, 13. Oktober 2018 • 19 Uhr

 

Orchesterkonzert

 

Niels Wilhelm Gade

Ouvertüre

„Nachklänge von Ossian“ op. 1

 

Louis Spohr

Konzert für Klarinette und Orchester

Nr. 1 c-Moll op. 26

Antonín Dvořák

Slawische Tänze op. 46/1, 46/2,
72/2 und 46/8

 

Anne Appelmann, Klarinette

Sinfonieorchester Stuttgarter Liederkranz

Ulrich Walddörfer, Leitung 

 

 

Niels Wilhelm Gade (1817-1890)

Der dänische Komponist Nils W. Gade wuchs in einer musikliebenden Familie auf, sein Vater war Instrumentenbauer. In jungen Jahren zeigte Niels eine starke musikalische Begabung, die Eltern konnten ihm aber keine entsprechende Ausbildung finanzieren. Erst nach dem fünfzehnten Lebensjahr konnte Niels mit einer geregelten Musikausbildung beginnen, mit 17 Jahren kam er als Violinist in das Königliche Hoforchester und wagte sich an erste Kompositionen heran. Zu dieser Zeit beschäftigte er sich stark mit den Werken der deutschen Romantiker Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann. 1841 gab es einen „Durchbruch“ in seiner Musiker-Karriere: die Ouvertüre „Nachklänge von Ossian“, die er im vorherigen Jahr geschrieben und Mendelssohn gewidmet hatte, erhielt bei dem vom Kopenhagener Musikverein veranstalteten Kompositionswettbewerb den ersten Preis. Nun setzte sich der Hof für ihn ein:  Der König ermöglichte ihm 1843 die Studienreise nach Leipzig, keine Geringeren als seine hochverehrten Mendelssohn und Schumann wurden seine Mentoren! 1844 vertrat er sogar Mendelssohn als Leiter des Gewandhauses.

Bei Ausbruch des Ersten Schleswig-Holsteinischen Krieges (1848-1851) sah er sich gezwungen, in seine Vaterstadt Kopenhagen zurückzukehren. Der Krieg war infolge des politischen Drucks seitens der deutschen Nationalliberalen in den Herzogtümern Schleswig und Holstein ausgebrochen. Die meisten Staaten des Deutschen Bundes vereinigten sich gegen das Königreich Dänemark. Gade übernahm die Leitung des Musikvereins und erhielt eine Stelle als Organist der Holmenskirche. 1861 wurde er Hofkapellmeister und heiratete die Tochter des Komponisten Johann Peter Emilius Hartmann. Gade schrieb neben einigen Konzertouvertüren acht Sinfonien, etliche Kammermusikwerke für und mit Streichern, Klavier- und Orgelmusik, Bühnenmusiken, Chorwerke und Kantaten. Gade steht am Beginn einer neuen Generation nordischer Komponisten, zu denen zweifelsohne auch Edvard Grieg und Carl Nielsen gehören.

 

Ouvertüre „Nachklänge von Ossian“  op. 1

Not macht erfinderisch: Der Schotte James Macpherson (1739-1796) erfand um 1760 die Figur des gälischen Helden Oisin als literarische Gestalt im Epos „Ossian“. Ein Schüler von ihm aus Edinburgh, Hugh Blair, hatte ihn gebeten, die „Bruchstücke alter Dichtungen“ zu sammeln und aus dem Gälischen zu übersetzen. Macpherson wusste nicht, wo er diese finden sollte. Also erfand Macpherson das Ganze und verlegte sie als bislang unbekannte Fragmente eines schottischen Nationalepos. Die Bände wurden zum Bucherfolg. 1764 wurde der Betrug aufgedeckt. Man forderte Macpherson auf, die Originale vorzulegen, was er nicht konnte. Dass Ossian eine Erfindung war, war aber den Lesern in ganz Europa egal, sie labten sich begierig an den Heldentaten des Ossian. Auch Johann Gottfried Herder (1744-1803), sein Schüler Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) oder die deutschen Komponisten der Romantik schwärmten weiter für Ossian. Rund 300 Kompositionen haben Ossian als Sujet! Die Begeisterung für Schottlands Geschichte schwingt mit in der Ouvertüre von Niels Wilhelm Gade, als ein Echo aus der schottischen Vergangenheit. Gade entführt mit seinen Klängen den Hörer in die Welt der nebligen Highlands: Ein alter Barde, der sich mit einer keltischen Harfe begleitet, erhebt seine Stimme und erzählt von damals. Ist es Traum, ist es Fantasie? Gades Werk: ein nordisch-romantisches Klanggemälde, das an die 1829 entstandenen „Hebriden-Ouvertüre“ („Fingal’s Cave“) von Mendelssohn anknüpft.

 

Louis Spohr (1784-1859)

Konzert für Klarinette und Orchester Nr. 1 c-Moll, op. 26

In Braunschweig kam der Komponist Ludwig (Taufname Ludewig) Spohr auf die Welt. Spohrs geigerische Begabung wurde bald erkannt. Er lernte Violine vorerst beim Braunschweiger Konzertmeister Louis Charles Maucourt, dann wurde er ab 1802 von Stamitz-Schüler Franz Eck unterrichtet, der ihn auf Reisen mitnahm. 1812 bis 1815 wirkte Spohr als Konzertmeister am Wiener „Theater an der Wien“. Es folgten weitere Reisen, bei denen Spohr die Virtuosen seiner Epoche kennenlernte, darunter Niccolò Paganini. Ab 1822 war er Hofkapellmeister in Kassel. Hier unterrichtete er Violine und schrieb 15 Solokonzerte für dieses Instrument. Überhaupt ist sein Wirken als Komponist der Streichermusik gewidmet. Dass Louis Spohr auch der Klarinette vier Solokonzerte widmete, ist ziemlich unbekannt. In seinem 1806 entstandenen virtuosen Werk zeigt Spohr seine Vorliebe für Molltonarten. So endet das Konzert in Moll, ohne den mitreißenden Gestus sonstiger Finale.

 

Antonín Dvořák (1841-1904)

Vier Slawische Tänze: op. 46 Nr. 1 in C-Dur, Presto (Furiant),

op. 46 Nr. 2 in e-Moll, Allegretto scherzando (Dumka)

op. 72 Nr. 2 (10) in e-Moll, Allegretto grazioso (Starodávny),

op. 46 Nr. 8 in g-Moll, Presto (Furiant)

1878 erschienen beim Musikverleger Simrock die ersten acht Slawischen Tänze (op. 46) von Antonín Dvořák für Klavier zu vier Händen. Hier verband der in Nelahozeves an der Moldau geborene Komponist die Formen der klassischen Musik mit Elementen der böhmisch-mährischen Folklore. Doch Dvořák kopierte nicht einfach die Volksweisen. Er schuf Neues, indem er Tanzformen und Rhythmen als Rahmen nahm und sie mit neuen eigenen  Melodien vertonte. Angesichts des großen Erfolgs der ersten Serie schlug Simrock Dvořák schon 1880 vor, weitere Tänze zu schreiben. Im Sommer 1886 machte sich Dvořák an die Arbeit und verfasste die Tänze op. 72, auch zunächst für Klavier vierhändig. Die opulenten Orchesterfassungen mit allen Instrumenten der damals üblichen Symphonik folgten von November 1886 bis Januar 1887.

(Texte: Daniel Marti)

Ausführende

Anne Appelmann, Klarinette

Ihre erste musikalische Ausbildung erhielt Anne Appelmann am Konservatorium Schwerin. Nach dem Studium an der Musikhochschule Rostock und einem Praktikum an der dortigen Staatskapelle studierte sie  Orchestermusik und Pädagogik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. Sie besuchte außerdem Meisterkurse von Prof. Hans Deinzer und war Mitglied des Schleswig-Holstein-Festival Orchesters. 1999 beendete sie ihr Studium in der Meisterklasse von Prof. Ulf Rodenhäuser in München. Heute unterrichtet Anne Appelmann an der Jugendmusikschule in Göppingen und am Heidehof-Gymnasium Stuttgart. Sie spielt in verschiedenen Kammermusik- und Orchesterensembles.

Ulrich Walddörfer, Leitung

Ulrich Walddörfer wurde 1951 in Göppingen geboren. 1970 begann er mit dem Schulmusikstudium an der Staatlichen Hochschule für Musik in Stuttgart. Außerdem studierte er Kirchenmusik in Esslingen und Musikwissenschaft an der Universität Tübingen. Nach dem ersten Staatsexamen schloss sich ein Dirigierstudium an der Hochschule der Künste in Berlin an. Seine Studien ergänzte er durch Kurse bei Helmuth Rilling, Sergiu Celibidache, Otmar Suitner, Walter Weller, Milan Horvat und Eric Ericson. 1980 erhielt Ulrich Walddörfer ein Engagement an der Städtischen Bühne Hagen. Mit den Hagener Ensembles führten ihn Gastspiele u. a. an die Alte Oper in Frankfurt. Seit 1986 leitet er den Philharmonischen Chor Heilbronn, dirigierte von 1993 an den Robert-Bosch-Chor und bis 2013 auch das Sinfonieorchester der GmbH.
Im Juli 1995 übernahm er die Leitung des Stuttgarter Liederkranzes, mit dessen Konzertchören und Sinfonieorchester er große Opern- und Konzertprogramme erarbeitet.

Sinfonieorchester Stuttgarter Liederkranz

Der Stuttgarter Liederkranz  entstand zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus der süddeutschen Sängerbewegung zunächst als reiner Männerchor und wurde 1824 von Stuttgarter Bürgern und Persönlichkeiten des kulturellen, geistlichen und politischen Lebens als Verein gegründet. Die Konzertchöre Stuttgarter Liederkranz zählen zu den größten Amateur-Chören Baden-Württembergs. Schon früh verfügte der Verein über ein eigenes Orchester, das Sinfonie-orchester Stuttgarter Liederkranz. Es wurde 1874 von Chormitgliedern gegründet, die neben der Chormusik bei sogenannten Hausmusiken auch die Instrumentalmusik pflegten. Heute konzertiert das Sinfonieorchester unter der Leitung seines Dirigenten Ulrich Walddörfer in der Regel mit reinem Orchester-Repertoire. Daneben tritt das Sinfonieorchester immer wieder gemeinsam mit den Konzertchören Stuttgarter Liederkranz auf. Konzertreisen führten alle Ensembles nach Italien, Ungarn und Polen. 

Aktuelles

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